Audible Audio – DRM at its finest

24. Februar 2014 um 10:00 | Veröffentlicht in DRM, Multimedia, Ubuntuusers | 11 Kommentare

Mein Vater ist ein Fan der Serie „Perry Rhodan“, einer inzwischen über 50 Jahre laufenden Romanreihe. Sie handelt vom fiktiven Ex-NASA-Piloten Perry Rhodan, der mit Hilfe von Außerirdischen die Erde eint und viele Jahrtausende lang Abenteuer im bekannten Universum und darüber hinaus erlebt. Die sogenannten Silber-Bände sind je eine Zusammenfassung mehrer Hefte und bilden eine Sammler-Edition der Reihe. Diese Silber-Bände wurden großteils vertont und sind als Hörbücher erhältlich. Mein Vater fand nun mehrere dieser Hörbücher bei Audible.de, dem Audiobook-Portal von Amazon. Da ich ihm nicht garantieren konnte, dass ich ihm die von dort heruntergeladenen Dateien nach seinem Wunsch als Audio-CD zur Verfügung stellen könnte, habe ich ihm davon abgeraten sich die Hörbücher über diese Plattform zu besorgen. Eine Weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.

Ich habe schon mehrfach von Audible.com gehört (z.B. als Sponsor von MinutePhysics, einer YouTube-Reihe, die wissenschaftliche Themen auf anschauliche Art und Weise zu erklären versucht). Da ich persönlich CDs bevorzuge, habe ich aber nie in Erwägung gezogen tatsächlich bei Audible zu kaufen. Durch die Frage meines Vaters begann ich mich jedoch dafür zu interessieren, in welchem Format denn die Hörbücher von Audible daherkommen.

An eine Datei herankommen

An ein Hörbuch von Audible kommt man, indem man ein Amazon-Konto erzeugt und ein Hörbuch kauft. Alternativ kann man auch eine Aktion, wie am Ende der meisten MinutePhysics-Folgen beschrieben, nutzen und sich ein gratis Audiobook herunterladen. (!!Vorsicht: das erste Monat ist gratis, ab dann wird automatisch eine Gebühr von fast € 15,- im Monat fällig. Man muss selbst rechtzeitig stornieren!! Ich bin nicht dafür verantwortlich, wenn du plötzlich etwas bezahlen musst!) Ich entschied mich für „Breakfast at Tiffanys“ von Truman Capote. Mit der Absicht den Account gleich nach dem Download wieder zu stornieren legte ich das Hörspiel in den Warenkorb und klickte mich durch den Amazon-typischen Bezahlprozess. Ich setzte meinen einzigen Credit ein und gelangte schließlich zur Download-Seite … äh wie? Wo ist mein Download-Link? Hallo! Hört mich wer? Wo ist mein Link?

Nach Abschluss des Kaufes wird einem nicht angeboten, dass man die Datei sofort herunterladen könne. Stattdessen wird einem eine Liste von kompatiblen Geräten vorgeschlagen, auf welchen man doch bitte die Audible-App installieren sollte um in den Genuss des Hörbuchs zu kommen.

Your level has risen to 2. You have earned a new skill. You can now be Rick-Rolled by Audible.

Ok, wieder zurück zum Ernst des digitalen Lebens. Audible forciert an allen Ecken und Enden einen strengen Kopierschutz. Deswegen sehen sie es am Liebsten, wenn ihre Dateien nur mit von ihnen zertifizierter Software abgespielt werden. Möchte man doch die eigentliche Datei erhalten, so muss man unter dem Punkt „Library -> My Books“ aus der Liste der gekauften Hörbücher das gewünschte auswählen und ganz rechts auf „Download“ klicken. Hier erhält man nun eine Datei mit der Endung *.aa.

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Download wollte ich den Account wieder löschen, da ich weder Interesse an den angebotenen Diensten hatte, noch willens war knappe € 15,-/mtl an Grundgebühr zu berappen. Hier begann eine neue Herausforderung … Wie beende ich meine Mitgliedschaft? Spätestens seit Facebook sollte uns allen bewusst sein, wie schwierig die Anbieter es zeitweise machen aus ihren kommerziellen Spinnennetzen zu entkommen. Im Nutzermenü unter „Account Details“ findet sich ein Punkt zu „Membership Details“. Nach all den Fancy CSS-Blasen der aktuellen Membership-Angebote findet sich ein übersehbarer fader HTML-Link mit der Aufschrift „Cancel Membership“.

Nach einem Klick auf diesen landet man, wie zu erwarten, auf einer Seite, auf der man seinen Ausstieg nochmal bestätigen soll. Umrahmt ist das mit Angeboten, die das Verbleiben doch noch schmackhaft machen sollen. Wie erwähnt: Vorhersehbar. Klick man nun auf „Confirm Cancellation“ landet man … auf einer mit Angeboten vollgestopften Seite, auf der man schon wieder seinen Ausstieg bestätigen soll. Nach einem Klick auf „Continue Cancellation“ landet man … und so weiter. Insgesamt 4 mal muss man bestätigen, dass man der Mitgliedschaft den Rücken kehren will. Und jedes Mal sollen einen Batterien von Angeboten davon überzeugen doch zu bleiben. Am Schluss wollen sie einen nicht gehen lassen, bevor man ihnen einen Grund genannt hat. Liebes Audible-Management, diese Drangsalierung macht euch nicht sympathischer.

Your level has risen to 3. You have earned a new skill. You can now be handcuffed and whipped into submission by Audible.

Was ist das Audible Audio Format nun eigentlich?

Auf der deutschen Audible-Seite wird das eigene Format, vorhersehbar, mit lauter Vorteilen für den Nutzer zu erklären versucht. Spaß, Hörkomfort und die Fähigkeit Lesezeichen zu setzen sind die Hauptargumente. Und … ach ja:

Es gibt noch einen weiteren Grund: die Größe und Vielfalt unseres Angebots. Wir möchten Ihnen natürlich möglichst die ganze Welt der Hörbücher und der gesprochenen Inhalte anbieten.
Da unser Format einen eingebauten Kopierschutz hat, vertrauen uns die Verlage und Autoren so viele Hörbücher an, die es woanders nicht zu kaufen gibt. Deshalb finden Sie bei uns ein so reichhaltiges Sortiment an Hörbüchern.

Ja, ein reichhaltiges, DRM-verseuchtes Sortiment, das ich aus genau diesem Grund nicht haben will. Das Audible-Format wird als eine Alternative zu MP3 beschrieben. Tatsächlich handelt es sich nur um ein Containerformat, welches seine Payload per Verschlüsselung vor dem direkten Zugriff des Nutzers „schützt“. In manchen Fällen kommt für das Audio-Format der Payload sogar MP3 zum Einsatz. Ein Containerformat selbst bietet keine verwertbaren Daten. Es ist vergleichbar mit einer ZIP-Datei, aus welcher man per geeigneter Software die tatsächlichen Daten extrahieren kann.

Auf about.com findet sich eine kurze Übersicht über die Eigenschaften des *.aa-Formates.

Hier beginnt die erste wirkliche Herausforderung, wenn man eine *.aa-Datei auf einem Linux-Gerät abspielen möchte: Es gibt keine geeignete Software. Audible hat sich bis lang erfolgreich gegen die Öffnung seiner Plattform für freie Betriebssysteme gestellt. libav (ein Fork von ffmpeg) kennt das Format schonmal nicht. Damit ist die bislang zuverlässigste Medien-Library aus dem Spiel. Ein kurzes apt-cache search audible liefert keine verwertbaren Ergebnisse. Es scheint so, als müsse man mittels Wine ein Windows-Programm ausführen, welches das Format beherrscht und in ein anderes Format übersetzt. Die Anzahl der Geräte, auf denen eine konkrete *.aa-Datei abgespielt werden kann ist stark begrenzt. Die Anzahl der Audio-CDs, die man damit brennen kann liegt sowieso nur bei 1.

Fazit

Das Audible Audio Format ist entbehrlich. Das Einzige, was dem Format noch fehlt ist ein Always-On Zwang. Amazon hat offensichtlich verschlafen, dass DRM für Audio nach einer langgezogenen Blamage der Musikindustrie heute keinen Platz mehr hat. Tatsächlich gehört Audible zu den letzten Musik-Anbietern, die ihre Ware mit DRM verseuchen und damit ihren ehrlichen Kunden das Leben erschweren, während Menschen, die sich nicht um Entlohnung kümmern, einen Weg finden das DRM komplett zu entfernen um digitale Inhalte auch ohne Bezahlung zu genießen. Wie immer bei DRM fühlen sich die Manager sicherer vor den „bösen Piraten“, sind die ehrlichen Kunden die Verlierer und merken die „bösen Piraten“ nichts von irgendwelchen Einschränkungen.

Mein Rat: Finger weg von Audible. Wenn du ein Hörbuch haben willst, welches aktuell nur bei Audible verfügbar ist, dann setz dich mit dem Produzenten in Verbindung und besprich die Möglichkeit eines alternativen Vertriebswegs.

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Windows Store Terms of Use – Was glauben die wer sie sind?

10. Dezember 2011 um 10:40 | Veröffentlicht in DRM, Microsoft | Hinterlasse einen Kommentar

Es gibt vermutlich, neben Anwälten, wenig Menschen, die sich jemals eine komplette Microsoft EULA durchgelesen haben. Vor langer Zeit habe ich mir das mal für Windows XP, MS Office und später Windows Vista angetan. (Zu den EULAs ist bei Microsoft selbst wenig zu finden, vor allem zu älterer Software.) Nach ein paar Stunden und mehreren Pausen war ich dann durch und nicht viel klüger. Auch damals fand ich darin bereits Punkte, bei welchen sich Microsoft Rechte einräumte, die heute zum Standardrepertoire jeder Software-Firma zu gehören scheinen:

  • Software wird zum Gebrauch lizensiert, nicht verkauft.
  • Microsoft kann die Unterstützung für die bezahlte Lizenz jederzeit und ohne Ankündigung beenden

Dementsprechend war ich nicht verwundert diese Punkte in der EULA zum kommenden Windows Store zu finden. Für alle die es nicht wissen: Der Windows Store ist ein App Store, welcher das kommende Windows 8 mit einfachem Zugang zu Apps versorgen soll.

Etwas überaschter bis irritiert war ich dann aber, als ich mir die weiteren Punkte durchlas. Da ist zum Beispiel davon die Rede, dass Microsoft, diesmal durch die EULA gedeckt, das OS zur Spyware machen darf:

To provide the Windows Store service, we may collect certain information about service performance, your service use, and your use of your Windows 8 Beta system.

Mit Windows 8 Beta System ist gemeint

… the device running Windows, any software running on that device, and any devices or software communicating with that device.

Also will MS nicht nur über mein Win8-Tablet Informationen erfassen dürfen, sondern auch über meinen Drucker, meinen Standcomputer, den Laptop meiner Freundin, meinen Homeserver, usw. …

Liest man weiter, so stößt man auf den Punkt „What are my rights for apps I get from the Windows Store?„. Der erste Satz hat bereits viel damit zu tun, was Microsoft als „Recht“ des Konsumenten auffasst:

All apps made available through the Windows Store are licensed, not sold, to you.

Soweit bekannt. Auch in der restlichen Erklärung ist nichts zu meinen „Rechten“ zu finden, sondern nur eine Definition wo meine Einschränkungen bei der Benutzung sind, und dass Dritte mit ihren Apps ganz eigene Nutzungsvereinbarungen treffen können.

Wenn ich nun bereits eine solche App gekauft habe findet sich ein neuer interessanter Punkt: fehlerhafte Abrechnungen. Dazu hat Microsoft folgendes zu sagen:

If we make an error on your bill, and we identify the error, we may correct it at any time, and you will pay the corrected amount. If you identify the error within 120 days after the statement date, we’ll investigate it promptly after you tell us and we’ll correct the charge if we agree that it was in error.

Natürlich kann man die von mir hervorgehobenen Punkte auch positiv sehen:

  • „we may correct it at any time“ kann auch bedeuten, dass sie versuchen den Fehler so schnell wie möglich zu beheben. Es kann aber auch bedeuten, dass sie sich solange Zeit lassen können wie sie wollen. Das Geld liegt auf ihrem Konto ja ebenso gut wie auf meinem, oder?
  • „if we agree that it was in error“ hat selbstverständlich seine Berechtigung. Bloß weil ich einen vermeintlichen Fehler melde, heißt das noch nicht, dass es tatsächlich einer ist. Soweit so unspektakulär. Hinsichtlich Microsofts Geschichte im Umgang mit Fehlern (Stichwort: It’s a feature, not a bug) hinterlässt diese Formulierung dann doch einen schalen Geschmack.

Eine weitere interessante Regelung findet sich bei einer eventuellen Rückgabe einer App. Da es ja durchaus sein kann, dass ich die falsche App ausgesucht habe sollte man meinen, dass es eine Möglichkeit gibt diese „zurück zu geben“. Eventuell innerhalb eines kurzen Zeitraumes mit voller Kostenrückerstattung. Microsoft schließt das von vornherein aus:

Because the Windows Store services begin immediately when you acquire an app, you do not have the right to cancel your purchase once you get the app. This means there is no withdrawal right or “cooling off” period for your use of the Windows Store, and all charges for apps are non-refundable, except as described in this section. Unless the law in your territory requires a “cooling off” period despite this agreement, you waive any right to a “cooling off” period.

Die „Exceptions described in this section“ inkludieren: Apps die sich nicht installieren lassen und Apps deren Beschreibung nicht mit deren Funktionsumfang übereinstimmen. Natürlich gibt es die Gefahr, dass ich mir eine App kaufe, ein Backup des Codes mache und die App wieder zurückgebe. Das ließe sich innerhalb von Minuten bewerkstelligen. Da die App aber vermutlich ohne gültige Lizenz, welche bei einer Deinstallation wohl gelöscht würde, sowieso nicht laufen wird heißt das Credo hier offensichtlich: Kulanz gleich Null.

Wir kommen zum, meiner Ansicht nach, wichtigsten Punkt dieser EULA: „Can Microsoft remove apps or data from my device?„. Die spannende Frage nach einem Kill Switch, wie ihn die App Stores von Apple und Google ja bekanntlich besitzen. Beginnen wir mit dem ersten Satz:

We may change or discontinue certain apps or content offered in the Windows Store at any time, for any reason.

Ein alter Hut. Eine App die du heute bei uns siehst, muss morgen nicht mehr im Angebot sein. Weiter:

In cases where your security is at risk, or where we’re required to do so for legal reasons, you may not be able to run apps or access content that you previously acquired or purchased a license for.

Soweit so klar. Microsoft kann auch rechtlichen oder Sicherheitsgründen eine App auf meinem Gerät deaktivieren oder Daten löschen. Hä, was? Microsoft kann meine Daten löschen? Ah, es geht „nur“ um „content that you previously acquired or purchased a license for„. Also um Filme, Musik und dergleichen welche ich über den Windows Store bezogen habe. Und nur dann, wenn es rechtlich notwendig ist oder Sicherheitsbedenken bestehen. Oder?

If the Windows Store, an app, or any content is changed or discontinued, your data could be deleted or you may not be able to retrieve data you have stored. We have no obligation to return data to you. If sign in information or other data is stored with an expiration date, we may also delete the data as of that date.

Herr Maier, wie nochmal? Wenn eine App oder ein Medium verändert oder nicht länger unterstützt wird, oder einfach der gesamte Store den Bach runter geht, dann behält sich Microsoft das Recht vor all diese Daten zu löschen? Einfach so? Das wäre in etwa gleichbedeutend wie: Saturn sperrt zu und mein PC explodiert. Bloß weil der Anbieter verschwindet, darf ich also seine Inhalte nicht mehr verwenden. Das ist harter Tobak. Leider, wenn man sich die Geschichte „lizensiert, nicht verkauft“ zu Ende denkt, ist das die logische Folge. Mich wundert ja nur, dass nicht alle mit dem Internet verbundenen XP-Maschinen am Ende des Supportzeitraumes automatisch ein format C: ausgeführt haben.

Ein weiterer interessanter Punkt ist der Folgende:

Some apps may also stop working if you update or change your Windows 8 Beta device, or if you attempt to use those apps on a Windows 8 Beta device with different features or processor type.

Diese Ankündigung verwundert mich über die Maßen. Bei einem Update meines OS oder beim Austausch einer Komponente oder beim Versuch die App auf einem anderen Windows 8 Gerät auszuführen, welches andere Hardwaremerkmale oder einen anderen Prozessortyp hat, kann es sein, dass eine App nicht mehr funktionieren will. Ja klar, Kompatibilität, Bits der CPU, … äh, wie nochmal? War da nicht die Ankündigung von MS, dass Apps vorrangig auf HTML5, Javascript und CSS basieren sollen? Auch im Artikel wie man eine grundsätzliche Metro App schreibt werden diese Sprachen im selben Atemzug mit C++, C# und Visual Basic genannt. Später werden sie dann überhaupt alleine hervorgehoben. Keine der angesprochenen Sprachen funktionieren ausschließlich mit einer ganz bestimmten Hardware-Konstellation. Einzig C++ muss für einen alternativen Prozessor eventuell neu kompiliert werden. Da MS aber Win8 bekanntlich auch für die ARM-Architektur herausbringen will, kann man sich wohl erwarten, dass es auch Versionen der Apps für diesen Prozessortyp gibt. Ah, ich vergas. Es handelt sich dabei nicht um Probleme der Apps, sondern um technische Beschränkungen. Du darfst eine App nur so verwenden, wie wir es dir erlauben. Ein altbekanntes Motto von Microsoft.

Auch die nächste Frage wird spannend: „Can Microsoft change the Windows Store or my access to it?„. Antwort:

We may change the Windows Store at any time, for any reason or no reason, and we may also cancel or suspend your ability to access the Windows Store if you’re in breach of this agreement. If we cancel your Windows Store service account or your credentials, your right to use the Windows Store stops immediately, but you’re still required to pay all charges already incurred through that account.

Den „breach of this agreement“ behandelt Microsoft gleich im nächsten Punkt „Can Microsoft change these Terms of Use?„:

Yes.

Microsoft kann jederzeit die „Terms of use“ ändern, womit sich ein Nutzer von jetzt auf gleich außerhalb der Bedingungen befinden kann. Besonders wird diese Frechheit aber durch folgenden Punkt bewusst:

We’ll indicate the date on which these terms were last updated at the top of the most current version of the terms. You are encouraged to revisit the terms of use before each acquisition from the Windows Store. Every time you attempt to install an app, you’re confirming your agreement to the then-current terms. You should check the version date on the terms from time to time to make sure you’ve reviewed the latest version of the terms. We might also require you from time to time to click a button or other indicator to accept an updated contract that includes changes (although we aren’t required to do so for any changes to these terms to be binding). If you don’t agree to those changes, you have no rights to continue to access the Windows Store.

Die einzige Möglichkeit herauszufinden, zu welchen Bedingungen ich eine App kaufe, ist die „Terms of use“ jedesmal, wenn ich eine App kaufe, durch zu lesen. Der einzige Ort an welchem ich herausfinden kann, ob ich mich noch einmal durch den ganzen Mist quälen muss ist die Seite mit den „Terms of use“ selbst. Rein theoretisch müsste ich also, wenn ich drei Apps kaufe, vor dem Kauf jeder einzelnen App diese Bedingungen durchlesen um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Microsoft schreibt zwar, dass sie möglicheweise manchmal eine Aufforderung neue Bedingungen zu akzeptieren in Form eines Knopfes anzeigen. Welch Hürde. Dies muss aber nicht geschehen, damit diese Bedingungen rechtlich bindend sind. Ich frage mich was Konsumentenschützer zu dieser Konstruktion sagen würden.

Ich gebe zu, dass dies die erste EULA von Microsoft ist, bei deren Durchlesen mir schlecht geworden ist. Trotzdem, dass es sich bei vielen Punkten hier um altbekannte Allüren eines Softwareproduzenten handelt, dessen Tentakel bis in unser privates Leben hineinreichen (Hotmail, MSN, Skype, Bing, …) bin ich entsetzt von der Selbstverständlichkeit mit der Microsoft hier die Beschränkungen seiner Kunden festlegt. Als ob es keine Alternative gäbe und der Nutzer eh nur die Produkte von Microsoft verwenden könnte. Friss oder stirb. Kein Gott neben Microsoft.

Ich habe in meinem Leben noch keine Kaufempfehlung an irgendwen für ein Microsoft-Produkt gegeben. Ich halte mich bisher diesbezüglich zurück und gebe eher Empfehlungen z.B. reine Hardware zu kaufen und eine GNU/Linux-Distribution aufzuspielen. In diesem Fall jedoch mache ich eine Ausnahme. Mit Hinweis auf diese EULA werde ich aktiv jeder Person mit der sich das Thema ergibt vom Kauf eines Gerätes mit vorinstalliertem Windows 8 oder einem Installmedium mit der Software selbst abraten. Es handelt sich dabei, meiner Meinung nach, um eine größere Gefahr für die Freiheit des Nutzers als die, noch nicht bestätigten, Befürchtungen zu Secure Boot.

Was ist deine Meinung dazu? Hast du dir frühere EULAs durchgelesen? Siehst du den Inhalt der Windows Store Terms of Use positiver als ich?

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FSF gegen „zu“ sicheres Booten

19. Oktober 2011 um 11:16 | Veröffentlicht in DRM, Free Software/Open Source, GNU/Linux, Microsoft, Ubuntuusers | 20 Kommentare

Seit bekannt ist, dass Microsoft nur solche Geräte als Windows 8 kompatibel auszeichnen wird welche das sogenannte Secure Boot unterstützen und standardmäßig eingeschalten haben ist eine Diskussion in der Free Software Community entflammt. So wurde kolportiert, dass es den Herstellern zu aufwändig sein könnte dieses „Feature“ unter die Kontrolle des Nutzers zu stellen, sprich: abschaltbar zu machen.

Zur Info: Secure Boot nennt sich ein Verfahren, welches nur Kernel booten soll welche mit einem hinterlegten Schlüssel signiert sind. Die Befürchtungen gehen in die Richtung, dass der Nutzer selbst keine Schlüssel hinzufügen kann (z.B. für den eben selbst kompilierten Kernel) oder nicht in der Lage sein wird Secure Boot etwa durch abschalten zu umgehen. Das hätte zur Folge, dass nur Windows 8 auf diesem Computer lauffähig wäre, da sich nicht einmal eine LiveCD zur Installation starten ließe.

Die FSF hat, als Vorsichtsmaßnahme, eine Stellungnahme veröffentlicht in welcher sie Hardwarehersteller und Microsoft dazu auffordert darauf zu achten, dass durch Secure Boot (welches die FSF Restricted Boot nennt, für den Fall, dass sich die Befürchtungen bewahrheiten) die Freiheiten der Nutzer alternative Software auf dem Computer zu installieren nicht beschnitten wird. Dazu hat die FSF auch eine Unterschriftenaktion gestartet.

Man kann über die FSF (und Richard Stallman) sagen was man will, ich sehe den Sinn dieser Kampagne vor allem darin die Aufmerksamkeit von Hardwareherstellern zu erlangen. Wenn Secure Boot einmal implementiert ist werden die wenigsten Hersteller dazu geneigt sein es im Nachhinein groß anzupassen.

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Richard Stallman in der TU Wien

2. Juli 2011 um 01:07 | Veröffentlicht in Apple, Österreich, DRM, Free Software/Open Source, GNU/Linux, Internet, Microsoft, Ubuntuusers | 13 Kommentare

Gerade komme ich zurück aus dem Kuppelsaal der Technischen Universität Wien. Ich komme von einem Vortrag von Richard Stallman welcher den Titel "Ungerechtigkeiten durch proprietäre Software oder wie Patente und Lizenzen Entwicklungen behindern". In einem Publikum, welches hauptsächlich aus jungen Erwachsenen bestand, war das Gefühl einer kollegialen Atmosphäre spürbar. Im Unterschied dazu, wenn den Vortrag z.B. Robbie Williams oder Bruce Willis gehalten hätten, war Stallmans Auftritt fast nicht zu bemerken und bevor er anfing das Mikrofon zu testen waren die meisten Anwesenden noch in Gespräche vertieft. Als er jedoch die Aufmerksamkeit für sich beanspruchte stand vor den Zuhöhrern ein mittelgroßer Mann mit einem, in Wien als Käsekrainerfriedhof bekannten, hervorstechenden Körpermerkmal und ohne Schuhe.

Richard Stallman in der TU Wien

The Four Freedoms

Stallmans erstes Thema waren natürlich die vier Freiheiten, die die FSF versucht PC-Nutzern zu geben. Diese Freiheiten, welche auch in den verschiedenen Versionen der GPL festgeschrieben sind, erklärte Stallman so:

Freedom 0

The Freedom to run a program as you wish

Dies bedeutet, dass der Nutzer die Freiheit haben soll, ein Programm nach den eigenen Wünschen ablaufen zu lassen. Dazu gehört sowohl die Frage wo, wie oft und wann das Programm läuft.

Freedom 1

The Freedom to study the code of a program and change it

Dazu gehört einmal die Möglichkeit überhaupt an den Quellcode eines Programmes zu kommen und die von vielen Lizenzen in jedem Fall auferlegte Beschränkung diesen Code an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Hier brachte er mehrere Beispiele für seine These: Ein Programm beinhält keinen schädlichen Code. Ich kann dies jedoch nicht überprüfen. Damit beinhält es potenziell schädlichen Code.

An dieser Stelle schenkte er sich eine Tasse Kaffee ein. Der Mann hatte die Ruhe weg.

Er erklärte, dass schädlicher Code für gewöhnlich aus einem der folgenden Gründe als solcher klassifiziert wird. Die Software

  • spioniert den Computer und/oder das Verhalten des Nutzers aus
  • verweigert bereits auf Codeebene bestimmte Möglichkeiten mit ihr zu arbeiten (DRM)
  • beinhält eine Backdoor durch die der Autor Zugriff oder sogar Herrschaft über den PC nehmen könnte

Dieses Verhalten sei in modernen Geräten oder Systemen des öfteren zu beobachten. Als Beispiele nannte er:

  • Microsoft Windows, welches alle drei Punkte erfülle. Er bezeichnete Windows deshalb als unlimited Malware, da Microsoft jederzeit die Möglichkeit hätte ohne Wissen und das OK des Nutzers weiteren schädlichen Code nach zu installieren.
  • iPhone (spyPhone) und iPad (iBad), welche dem Nutzer digital Handcuffs (Handschellen) anlegten indem die Programme die auf diesen Geräten laufen dürften von Apple stark eingeschränkt und kontrolliert würden. Damit würde dem Nutzer die Freiheit 0 genommen.
  • Amazon Kindle (Swindle), welcher über eine Backdoor verfüge über die Amazon bereits gekaufte Bücher von Kindle ohne die Zustimmung des Nutzers löschen kann. So geschehen im Sommer 2009 ausgerechnet mit George Orwells 1984. Außerdem verfüge Amazon über eine Liste mit den Lesegewohnheiten von Kindle-Nutzern. Dies wird vor allem in nicht freien Ländern wie China und Anderen zum echten Problem.
  • Adobe Flash sei ein Beispiel für eine Software, bei der der Nutzer nicht dafür zahlen müsste ausgebeutet zu werden. In diesem Fall nannte er die Malware ihren Preis nicht wert.

Freedom 2

The Freedom to distribute exact copies of a program

Das Weitergeben, Verteilen oder sogar Weiterverkaufen eines Programmes unter denselben Bedingungen ist der FSF hiermit ein Anliegen. Stallman meinte, dass proprietäre Software eine Person hier in ein moralisches Dilemma führen könnte.

Man stelle sich vor, ein Freund hätte gerne eine Kopie einer Software die dieser auf meinem Computer gesehen hat. Die Lizenz der Software verbietet jedoch ausdrücklich Vervielfältigungen und das Weitergeben von Kopien. Davon ausgehend, dass dieser Freund ein gutes Mitglied der Gesellschaft ist, welche am Besten zusammenarbeiten kann wenn alle mit allen teilen, und dieser damit eine Art Anrecht auf meine Kooperation (als ebenfalls gutes Mitglied der Gesellschaft) hat stehe ich nun vor zwei nicht besonders guten Möglichkeiten, die Stallman ausdrücklich beide als schlecht bezeichnet: entweder ich gebe dem Freund eine Kopie und missachte die Lizenz des Programmes oder ich verweigere dem Freund die Kooperation und verhalte mich gemäß der restriktiven Lizenz. Stallman schlägt hier vor die Wahl zu treffen, welche am wenigsten Schaden anrichtet. Dies wäre seiner Ansicht nach die Wahl dem Freund eine Kopie der Software zu geben. Nochmals: er bezeichnet beide Möglichkeiten als schlecht und weißt darauf hin, dass ein solches Dilemma bei Freier Software nicht entstehen könnte.

Weiters meinte er, dass es nicht gut wäre die Software komplett unlizensiert zu lassen, denn: "Unlicensed is nearly as nasty as licensed". (Unlizensiert ist fast so scheußlich wie lizensiert.)

Freedom 3

The Freedom to distribute modified versions of a program

Selbst wenn das Programm weitergegeben und verändert werden darf ist es wichtig, dass auch eine veränderte Version unter denselben Bedingungen weitergegeben werden muss. Stell dir vor, jemand verändert eine kleine Kernel-Funktion und bringt damit ein auf dem Linux-Kernel basierendes proprietäres Betriebssystem heraus. Diese Regel verhindert dies.

Stallman vergleicht diese grundlegenden Freiheiten bei der Benutzung eines Computers mit einer Demokratie. Jede Person kann entscheiden wie stark sie sich in den demokratischen Prozess einbringt und welche Rechte sie in Anspruch nimmt. Hier liegt auch eine der stärken der vier Freiheiten: niemand wird gezwungen sie in Anspruch zu nehmen. Jede Person hat die Möglichkeit sich in die Abhängigkeit einer anderen Person oder Firma zu begeben. Genauso wie in einer Demokratie jede Person die Möglichkeit hat die Demokratie zu kritisieren oder eine politische Bewegung zu unterstützen welche die Demokratie offen ablehnt.

Proprietäre Software nennt Stallman dementsprechend Werkzeuge einer Diktatur. Es sei Software die mit der Absicht geschrieben wurde den Nutzer zu verletzen.

Richard Stallman in der TU Wien

Worte und ihre Bedeutungen

Stallman warnte davor die "Propaganda" der Hersteller proprietärer Software und anderer Produkte zu verwenden. So würde er selbst, gefragt nach seiner Meinung zu "piracy", antworten: "Attacking ships is bad." (Schiffe anzugreifen ist schlecht.) Ihm sei auch kein Fall bekannt in welchem Piraten versuchten mittels Musik ein anderes Schiff anzugreifen. Demnach sei der Begriff "music piracy" absolut nichtssagend.

Natürlich kam Stallman auch auf den Unterschied zwischen Linux und GNU/Linux zu sprechen. Nach seiner Ansicht war der Linux-Kernel nur das letzte Teil das dem GNU-System gefehlt hatte um ein vollständiges Betriebssystem zu sein. GNU Hurd ist ja, wie wir wissen, bis heute nicht fertig. Damit wäre das hauptsächliche System ein Produkt des GNU-Projekts und sollte auch entsprechend benannt werden. Neben dem "Ruhm", der laut Stallman nur zweitrangig ist, sei es die mit GNU verbundene Philosophie, welche durch die Nennung des Namens Verbreitung finden würde. Denn nur wenn Menschen ihre Freiheiten schätzen würden, würden sie sich dafür einsetzen und versuchen diese zu verteidigen.

Dasselbe Szenario sieht Stallman auch bei den Begriffen Free Software und Open Source. Open Source sei nur ein Begriff der es vermeiden würde sich mit Freiheit und damit mit den ethischen Forderungen von GNU auseinander zu setzen.

Weiteres

Stallman erzählte außerdem aus seiner Vergangenheit und welche Motivationen ihn dazu brachten GNU und die Freie Software Bewegung zu gründen. Unter den verlinkten Artikeln ist dazu mehr Information zu finden.

Copyleft Lizenzen widmete Stallman ein paar Minuten. Hier erklärte er die wichtigen Unterschiede zwischen freien Lizenzen mit und ohne Copyleft.

Cloud Computing, am Beispiel Software as a Service war Stallman während des gesamten Vortrags offensichtlich ein wichtiges Thema. Er wies mehrmals darauf hin, dass bei dieser Technologie dem Nutzer die Möglichkeit genommen würde zu kontrollieren was genau die Software mit den vom Nutzer zur Verfügung gestellten Daten tut. Dies würde ihm die erste Freiheit nehmen.

Auch Software in Education erwähnte Stallman. Hier wies er darauf hin, dass Schüler von proprietärer Software, die der Schule günstig oder gratis abgegeben würde, abhängig gemacht würden. Dieselbe Software würde den Schülern nach ihrem Abschluss natürlich nur zu einem höheren Preis vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Damit würden Schulen ihre Bildungsfunktion ignorieren.

Kurz vor dem Schluss des Vortrags kam noch ein Vertreter der Free Software Foundation Europe zu Wort und erklärte die Ziele der FSFE.

Danach versteigerte Stallman eine Figur eines Gnus. Dieses bezeichnete er durchgehend als "adorable" (liebenswert). Der Ausrufungspreis von € 20,- wurde mit einem Verkaufspreis von € 250,- bei weitem übertroffen. Auch eine Ausgabe des Buches "Free Software, Free Society" (fsf.org-Shop, hier kann das Buch auch gratis als PDF heruntergeladen werden) wurde versteigert. Es brachte immerhin € 200,- ein.

Zum Abschluss stellte sich Stallman noch den zahlreichen Fragen der Zuhörer.

Fazit

Meiner Meinung nach hat die Quintessenz hier gute Arbeit geleistet und eine gute Veranstaltung auf die Beine gestellt. Der Vortrag war interessant (auch wenn er sich hauptsächlich mit grundsätzlichen Fragen beschäftigt hat). Stallman hat eine bildliche und humorvolle Sprache, mit welcher er seinen, für manche sicherlich exotischen, Standpunkt gut erklären konnte. Was mir Leid tut, ist dass ich keine bessere Kamera dabei hatte. Alle Fotos sind mit meiner Handykamera aufgenommen worden.

Der ganze Vortrag wurde vom Veranstalter gefilmt. Ich habe bereits eine eMail mit der Bitte um zur Verfügungstellung des Filmmaterials geschickt. Sobald eine Antwort eintrifft verlinke ich hier auf das Video.

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Freiheit im Web und die Codecfrage

21. Mai 2010 um 10:30 | Veröffentlicht in Computer, DRM, Google, HTML, Multimedia, Ubuntuusers | 2 Kommentare

Nach der aufsehenerregenden Ankündigung Googles den Anfang des Jahres gekauften Codec VP8 unter eine OpenSource-Lizenz zu stellen gehen die Emotionen über diesen Schritt hoch. Vor allem die Gegner sehen dadurch einen Angriff auf den schon fast als sicheren Standard für Videos unter HTML5 gesehenen Codec H.264. Selbstverständlich. Google befreit den Codec weil sie wollen, dass er sich verbreitet und zum Standard wird. Manche Stimmen haben sogar von potentiellen U-Boot-Patenten um VP8 gemunkelt und es heißt MPEG LA soll sich, genauso wie gegen OGG, in seinem Patentpool nach Munition für eine Klage umsehen.

Nun will ich nicht alles wieder erzählen. Ich empfehle dir: Lies dir diesen Artikel auf Groklaw(en) durch und bilde dir deine eigene Meinung zu den Geschehnissen um Google, VP8 und der Content-Industrie.

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This work by Stefan Ohri is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Austria License

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DRM – Schutz oder Verlust der Rechte?

2. März 2010 um 09:00 | Veröffentlicht in Computer, DRM, Multimedia | Hinterlasse einen Kommentar

Gerade habe ich auf Pro-Linux gelesen, dass die Free Software Foundation (FSF) den 4. Mai zum Tag gegen DRM erklärt hat. Im Artikel The Decade in DRM zeichnet die FSF den Werdegang von DRM und dessen Gegenbewegung an Hand von mehreren wichtigen Ereignissen nach.

Nun kann man mit den puristischen Ansichten Richard Stallmanns (Präsident der FSF) auf Kriegsfuß stehen. Es braucht keine polarisierende Meinung um eine objektive Tatsache feststellen zu können: DRM schränkt den Konsumenten/Nutzer/Kunden ein. Und das meist mehr als nötig oder auf unwirksame aber störende Art und Weise. Zu DRM gehört schon lange nicht mehr nur die Frage ob ein bestimmter Nutzer dazu berechtigt ist die Software/das Video/das Musikstück/etc. zu konsumieren, sondern auch die Art und Weise WIE das geschehen darf. So dürfen DRM-verseuchte (oder -geschützte wie die Industrie es will, für mich ist beides subjektiv) Inhalte und Programme oftmals rein rechtlich gar nicht mehr mit Software konsumiert werden welche nicht den DRM-Bestimmungen folgt. Freie Software, selbst wenn sie es wollte, dürfte diese DRM-Algorithmen jedoch lizenzrechtlich kaum implementieren (siehe DeCSS für verschlüsselte DVDs) wodurch Nutzer von DRM-Inhalten wiederum auf proprietäre Software angewiesen sind.

Ich will mal nicht so weit gehen der RIAA und anderen großen Verbänden welche DRM massiv unterstützen vorwerfen, dass sie Nutzern freier Software die Freude am Leben nehmen wollen indem sie ihnen nicht nur den Zugang (z.B. iTunes von dem es keine Linux-Version gibt) sondern auch die Konsumierung von Musik und Videos rechnisch verwehren. Ich denke es liegt eher an der überragenden Gier von ein paar Wenigen welche sich davon mehr Einkünfte erhoffen. Ich habe aber natürlich keinen Beweis der für oder gegen eine der beiden Haltungen spricht.

Ein Beispiel welches wohl jeden Liebhaber seiner Video-Sammlung nerven wird sind die PUAs (Prohibited User Actions) welche verhindern, dass z.B. während der Selbstdarstellung von Universal oder den Rechtehinweisen am Anfang einer DVD vom Nutzer eine beliebige Aktion ausgeführt wird (z.B. einfaches überspringen des schon 30000 mal gesehenen Textes).

Bei Software sind es instabile Programme, bzw. Programme die erst gar nicht starten oder aus irgendeinem Grund von sich selbst glauben, dass sie nicht korrekt lizenziert wären. AppStores wie der von Apple überzeugen durch Qualität und die Möglichkeit Apples jede bereits gekaufte Software ohne Vorwarnung und ohne Kompensation von deinem iPod/iPhone zu löschen. Auch Amazon hat diese Macht bei seinen eBooks bereits unter Beweis gestellt.

Musik welche aus einem Online-Store kommt möchte man vielleicht auch im Auto hören und müsste deshalb die Lieder auf CD brennen, oder der iPod ist mal wieder kaputt und man möchte auf ein alternatives Gerät ausweichen. Spätestens dann wird der Musikliebhaber zum ersten Mal die schreckliche Macht von DRM zu spüren bekommen. Bereits auf einer CD gekaufte Musik ist dank DRM nicht mehr ganz so leicht auf den eigenen portablen Medienplayer zu bekommen und im schlimmsten Fall bringt es per Rootkit die Firmware der HiFi-Anlage zum Absturz oder nistet sich auf der Festplatte ein und destabilisiert das System. Außerdem ist die Qualität der CDs durch das DRM meist eingeschränkt und die CD lässt sich nicht auf allen Stand-Alone-CD-Playern abspielen.

Kaum eine DRM-Version funktioniert wirklich fehlerfrei oder ohne dass sich besondere Nachteile für den Nutzer (abgesehen von DRM selbst) zeigen. Des weiteren gibt es wie schon erwähnt kaum Linux-Software von den jeweiligen Erzeugern (nicht, dass ich welche haben will), was ein Konsumieren der Inhalte unter Linux zeitweise unmöglich macht. Außerdem hat jede Firma ihr eigenes DRM. Meist sind diese verschiedenen Systeme inkompatibel oder pfuschen sich sogar gegenseitig in die Arbeit. Das kann gewollt sein weil die Firmen ihre Kunden an sich binden wollen oder einfach nur Dummheit.

Es mag schon sein, dass DRM gesetzlich gedeckt ist. Von Fair ist es jedoch weit entfernt. Das letzte Beispiel das mir einfällt in welchem eine Firma versucht hat Menschen dermaßen stark an sich zu binden sind die Arbeiter in den Wienerberger Ziegelwerken in 1895. (Hier wurden die Arbeiter mit firmeneigenem "Geld" bezahlt mit welchem sie nur in Geschäften der Firma einkaufen konnten. Natürlich war hier alles teurer als in anderen Geschäften.)

Alleine schon wegen den unangenehmen Folgen für uns Konsumenten sollten wir, wenn wir auch nicht unbedingt mit Stallmanns Sicht auf unfreie Software übereinstimmen (laut vrms, dem virtuellen Richard M. Stallmann, sind 0,9% der Software auf meinem eigenen Gerät unfrei), so ist der Tag gegen DRM eine Möglichkeit andere auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Je mehr Leute darüber Bescheid wissen, umso mehr wird sich gegen DRM tun und umso schwerer haben es Konzerne solche Maßnahmen zu etablieren. In zwei Monaten ist es soweit. Redet bis dahin mit Familie und Freunden darüber. (Fragt sie zum Beispiel ob sie ihr Auto nur bei einer bestimmten Tankstellenkette auftanken dürfen wollen oder das Auto nur auf Straßen fahren dürfen wollen welche von dieser Tankstellenkette kontrolliert werden. Und ob sie von der Tankstelle ohne ihr Wissen ein Gerät eingebaut bekommen wollen welches regelmäßig an die Tankstelle funkt wo man ist und den Tankdeckel gegen fremdes Benzin verschließt.)

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This work by Stefan Ohri is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Austria License

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